Ein idealer Product Owner (PO) ist ein Visionär. Ihm schwebt ein Produkt vor, das es noch gar nicht gibt. Aber er weiß, was dieses Produkt leisten können soll. Mit dieser Vision koordiniert er die Arbeitsschritte in einem Entwicklerteam, das schlussendlich dieses Produkt hervorbringt. Der Product Owner ist kein Beruf und keine Berufsbezeichnung. Ebenso wenig bezieht sicher Begriff auf eine Positionsbezeichnung in einem Unternehmen. Es handelt sich stattdessen um ein Rollenbild im agilen Projektmanagement. Innerhalb eines Entwicklerteams erfüllt der PO seine Aufgaben. Alles ist projektbezogen und geschieht nur zeitlich begrenzt. Kenntnisse über die Scrum-Methode und agiles Projektmanagement sind eine wichtige Voraussetzung, um die Rolle eines POs einzunehmen. Aber welche Aufgaben sind das genau? Wie funktioniert Scrum? Und wie schafft man es im Berufsleben, in diese Projektrolle schlüpfen zu können? Diesen Fragen gehen wir hier nach.
Scrum und das agile Projektmanagement
Stellen wir uns in Gedanken ein Versicherungsunternehmen vor. Es möchte für seine eigenen Kunden eine App anbieten, die ihnen bestimmte Vorzüge bietet. Der Versicherer wendet sich an ein Softwareunternehmen, das diese App programmieren soll. Alle Ideen des Versicherungsanbieters sind in diesem Stadium nur abstrakt. Jetzt geht es darum, diese App konkret zu gestalten. Dafür wird viel Wissen über die Arbeit des Versicherungsunternehmens benötigt. Um welchen Geschäftsbereich geht es? Welche Technik wird schon genutzt? Wer sind die typischen Kunden des Versicherers? Welche Abläufe soll die App erleichtern, welche Ziele sind damit verbunden, welche Vorteile sollen dabei entstehen? Die Umsetzung der Aufgabe erfordert umfangreiche Vorarbeit und ist insgesamt zunächst unübersichtlich. In welcher Reihenfolge sollten die Arbeitsschritte nun ablaufen? Es braucht eine Methode, um diese komplexe Aufgabe so effektiv wie möglich in einem Team zu erledigen. Dafür ist Scrum bzw. agiles Projektmanagement entwickelt worden.
Die drei Rollen im Scrum Framework
Innerhalb des Softwareunternehmens wird die Herstellung dieser App zum internen Projekt. Ein Entwicklerteam setzt es um. Dafür werden die Arbeitsprozesse in Zeitabschnitte eingeteilt – meistens zwei Wochen oder ein Monat. In jedem dieser Zeitabschnitte werden Teilziele umgesetzt. Das sind die sogenannten Sprints. Nach jedem Sprint schaut das Team auf das Erreichte und legt die nächsten Prioritäten fest. So entsteht eine sehr effiziente Arbeitsweise. Alle Teammitglieder arbeiten eng zusammen. Ebenso besteht ein permanenter Austausch mit den Stakeholdern. Um einen solchen Prozess zu ermöglichen, setzt sich das Team aus drei Rollenbildern zusammen.
- Entwickler:
Sie setzen die konkreten Arbeitsprozesse je nach ihrem Berufsbild um. - Scrum Master:
Er wirkt als Coach, der die Arbeitsprozesse begleitet und optimiert. - Product Owner:
Er kommuniziert nach außen mit den Stakeholdern und vertritt gegenüber dem Team die Produktziele.
Der Product Owner als Visionär und Organisator
Innerhalb des Teams erfüllt der Product Owner einerseits eine visionäre Rolle. Wie soll das Produkt genau beschaffen sein? Wie sieht es aus mit Funktionalität, Qualität, Usability und den allgemeinen Anforderungen? Der PO definiert diese Eigenschaften und entwickelt Ideen zur Verbesserung. Diese werden von den Fachinformatikern, Designern und sonstigen Mitarbeitern umgesetzt. Andererseits ist er die zentrale Person in der Kommunikation. Er pflegt die Beziehung mit den Stakeholdern, berät den Scrum Master, organisiert die Arbeitsschritte für das Team. Er legt die Reihenfolge der Arbeitsschritte fest. Dafür arbeitet er mit einer Aufgabenliste – das sogenannte Product Backlog. Der PO ergänzt und ändert diese Liste regelmäßig je Erkenntnis- und Arbeitsfortschritt. Darum ist seine Rolle für den gesamten organisatorischen Prozess elementar.
Der PO und seine Aufgaben
Konkret hat der Produktinhaber vor allem diese Aufgaben:
- Product Backlog erstellen
- Sinn und Zweck der Product Backlog Items klar kommunizieren
- Das Produktziel immer wieder genau beschreiben.
- Die zeitliche Abfolge der Aufgaben im Product Backlog regelmäßig neu ordnen
- Gegenüber dem Team sicherstellen, dass die Aufgaben im Product Backlog verständlich formuliert sowie für alle sichtbar und zugänglich sind.
- Ansprechpartner sein, wenn innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens neue Erkenntnisse Veränderungen nötig machen.
- Ideen entwickeln, wie das Produkt in seinem Wert noch gesteigert werden könnte.
- Mittelsmann sein zwischen Team und Stakeholdern sowie zwischen Team und Unternehmensführung
Der PO hat weder eine objektive Führungsposition noch eine Vorgesetztenrolle zum Beispiel als Teamleiter. Allein die Aufgaben verleihen dem PO die Autorität. Er übernimmt Verantwortung für das Backlog und die Ziele im Sprint. Seine Entscheidungen müssen von allen anderen Teammitgliedern respektiert werden.
Wie wird man ein Product Owner?
Die Rolle eines Product Owners kommt in Unternehmen zum Tragen, die eine projektbezogene Arbeitsweise einsetzen und sich an der Organisationsform von Scrum und agilem Projektmanagement orientieren. Sie ist an keinen bestimmten Berufsabschluss gebunden. Um die Rolle auszufüllen, braucht es als Voraussetzung einen Lehrgang für Product Owner. Ähnlich wie eine Fortbildung zum Scrum Master können solche Lehrgänge schon in zwei Tagen absolviert werden. In einem solchen Training wird vermittelt, wie Scrum funktioniert, wie mit dem Product Backlog gearbeitet wird und wie die Kommunikation mit Stakeholdern, Kunden und Team funktioniert. Eine anerkannte Zertifizierung, beispielsweise durch die Scrum Alliance, ist sinnvoll.