Ein Jahreswechsel bringt oft zahlreiche Änderungen mit sich, so auch in der Politik. Zum Start des Jahres 2020 trat eine weitreichende Änderung bei der Ausbildung von Pflegefachkräften in Kraft: Seit dem 1. Januar 2020 gibt es den neuen Pflegeberuf Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann. Die entsprechende Ausbildung dazu ist nun generalistisch ausgerichtet und bringt für alle, die Interesse an einer Ausbildung im pflegerischen Bereich haben, einige Vorteile mit sich.
Das hat es mit der generalistischen Pflegeausbildung auf sich
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist längst kein Geheimnis mehr. Schon vor Jahren gab es Prognosen, dass bis 2020 in Deutschland ein enorm hoher Mangel an Ärzten, Pflegepersonal und medizinischen Fachkräften herrschen wird. Um dem entgegenzuwirken, wurde das Pflegeberufegesetz geschaffen. Es bringt gravierende Änderungen in der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Pflegeberufe mit sich. Die generalistische Pflegeausbildung macht aus den bisherigen drei Einzelberufen des Altenpflegers, des Gesundheits- und Krankenpflegers sowie des Gesundheits- und Kinderkrankenpflegers ein gemeinsames Berufsbild. Abgeschlossen wird die generalistische Pflegeausbildung mit dem Titel „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“, wobei sich Auszubildende im letzten Ausbildungsdrittel auch für einen anderen Weg entscheiden können.
Die generalistische Pflegeausbildung bringt viele Vorteile mit sich. Der größte ist, dass die Pflegefachkräfte nun auf alle Berufe und Tätigkeitsfelder in der Pflege vorbereitet werden. Hintergrund des Pflegeberufereformgesetzes ist, dass sich die einzelnen Tätigkeitsfelder in der Pflege teilweise überschneiden. Die generalistische Pflegeausbildung absolvieren bedeutet mehr Flexibilität, da Pflegefachkräfte nach der Ausbildung problemlos zwischen verschiedenen Versorgungsbereichen springen können. Dadurch erhöht sich auch die Anzahl potenzieller Arbeitgeber.
Anstatt während der dual ausgerichteten Ausbildung Schulgeld bezahlen und auf ein Ausbildungsgehalt verzichten zu müssen, verhält es sich mit der generalistischen Pflegeausbildung nun wie mit anderen klassischen Ausbildungswegen auch: sie ist kostenlos und sieht jetzt auch eine Ausbildungsvergütung vor.
Ausbildungsinhalte in Praxis und Theorie
Insgesamt liegt die Dauer der generalistischen Pflegeausbildung bei drei Jahren. Sie schließt mit einer staatlichen Prüfung ab. In diesem Zeitraum erwarten Auszubildende Lehrgänge in theoretischem Unterricht sowie Praxismodule. Für die Theorie sind mindestens 2.100 Stunden vorgeschrieben, für die Praxis 2.500 Stunden. Darüber hinaus müssen 12 Prozent der praktischen Ausbildungszeit als Praxisanleitung absolviert werden.
Die Ausbildung gliedert sich in verschiedene Bereiche:
- und 2. Ausbildungsjahr: identischer praktischer und theoretischer Unterricht sowie verpflichtende Einsätze, wobei der praktische Unterricht jeweils im eigenen Ausbildungsbetrieb stattfindet
- Schulische Zwischenprüfung: Ein Bestehen ist nicht notwendig um die Ausbildung fortzusetzen. Vielmehr soll die Prüfung Defizite offenlegen und so die Möglichkeit schaffen, zusätzliche Maßnahmen zur Sicherung des Ausbildungserfolges zu ergreifen.
- Ausbildungsjahr: Nun folgt der Vertiefungseinsatz, wobei schon im Ausbildungsvertrag festgelegt wird, in welchem Bereich dieser stattfinden soll. Anhand dessen entscheidet sich ob man die Ausbildung im letzten Drittel generalistisch fortführt (Vertiefungseinsatz: Pflege von Menschen aller Altersstufen; Abschluss: Pflegefachfrau/Pflegefachmann), die Ausbildung zum Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger/in (Vertiefungseinsatz: pädiatrische Versorgung) oder zum Altenpfleger/in (Vertiefungseinsatz: allgemeine Langzeitpflege) fortsetzt.
- Staatliche Abschlussprüfung: Zum Schluss erfolgt die staatliche Abschlussprüfung. Diese gliedert sich jeweils in einen schriftlichen, einen mündlichen und einen praktischen Teil, wobei die praktische Prüfung in der Einrichtung abgelegt wird, in welcher der Vertiefungseinsatz durchgeführt wurde. Sollte die Prüfung nicht bestanden werden, können einzelne Prüfungsteile wiederholt werden.
- Abschlusszeugnis: Hier werden die Noten aus den drei Prüfungsteilen sowie eine daraus errechnete Gesamtnote aufgeführt. Mit Erhalt des Zeugnisses darf man die Berufsbezeichnung „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“ oder „Altenpfleger“ bzw. „Altenpflegerin“ oder „Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger“ bzw. „Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin“ tragen.
Voraussetzungen für die generalistische Pflegeausbildung
Damit man die generalistische Pflegeausbildung beginnen kann, braucht man mindestens einen Realschulabschluss. Besitzt man diesen nicht, kann man die Ausbildung auch mit einem Hauptschulabschluss beginnen. Dann muss man jedoch erst eine Ausbildung zum Pflegehelfer bzw. zum Pflegeassistenten machen. Im Anschluss daran kann man die generalistische Ausbildung zur Pflegefachkraft absolvieren. Weil sich die vorherige Ausbildung anrechnen lässt, ist dann sogar eine Ausbildungsverkürzung möglich.
Weiterhin gilt, dass man persönlich und gesundheitlich geeignet sein muss. Ebenso entscheidend ist ein erweitertes Führungszeugnis, das keine gravierenden Eintragungen aufweisen darf. Zudem erfordert der Beruf mündliche sowie schriftliche Deutschkenntnisse.
Vergütung während der Ausbildung und danach
Mit der Ausbildung in der Tasche kann man aus zahlreichen potentiellen Arbeitgebern wählen. Für welchen man sich entscheidet, beeinflusst auch das Gehalt, das man ab der Einstellung bezieht. Doch zunächst widmen wir uns der Frage, wie es mit der Vergütung während der Pflegeausbildung aussieht. Mittlerweile gehört die Ausbildung zur Pflegefachkraft zu den bestbezahltesten Ausbildung Deutschlands. Im öffentlichen Dienst sieht die Ausbildungsvergütung wie folgt aus:
- Ausbildungsjahr: 1.165 Euro brutto im Monat
- Ausbildungsjahr: 1.230 Euro brutto im Monat
- Ausbildungsjahr: 1.330 Euro brutto im Monat
Entscheidet man sich nicht für den öffentlichen Dienst, hängt die Ausbildungsvergütung vom Tarifvertrag ab. Dieser unterscheidet sich nicht nur von Bundesland zu Bundesland. Auch bei den Kliniken und Institutionen, bei denen man seine Ausbildung absolviert, kann es Unterschiede geben.
Nach der Ausbildung winkt ein attraktives Gehalt. Dessen Höhe ist abhängig von Region und Arbeitgeber, wobei es für den öffentlichen Dienst eigene Tarife gibt, Das Gehalt als Pflegefachkraft laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt im Durchschnitt bei knapp 3.800 Euro brutto im Monat. Besonders gut verdienen Pflegefachkräfte im Saarland, in Baden-Württemberg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Übernimmt man im Beruf mehr Verantwortung, etwa in einer leitenden Position, fällt das Gehalt höher aus, ebenso mit steigender Berufserfahrung oder absolvierten Zusatzqualifikationen im Rahmen einer Weiterbildung.
Berufsalltag und Zukunftsperspektive als Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann
Wo man später arbeiten möchte, ist eine individuelle Entscheidung. Wen es ins Ausland zieht, darf sich darüber freuen, dass die generalistische Pflegeausbildung EU-weite Anerkennung besitzt. Denn nun folgt die Ausbildung Standards, die in anderen europäischen Ländern schon längst üblich sind. Aufgrund des Fachkräftemangels in der Pflege hat man als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Mit passenden Weiterbildungen kann man außerdem Karriere in der Pflege machen. Gern gesehene Weiterbildungen sind etwa die zum Diabetesberater, zur Fachkrankenpflegerin, zur Heimleitung oder zum Pflegesachverständiger. Auch der Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen ist beliebt.
Pflegefachkräfte führen im Berufsalltag eine Vielzahl an Aufgaben eigenständig durch. Das fachgerechte Betten und Lagern von Hilfebedürftigen sowie das Anlegen und Wechseln von Verbänden, die Überwachung von Vitalfunktionen oder die Verabreichung von Medikamenten zählen zum Tätigkeitsfeld ausgelernter Pflegefachkräfte. Grob zusammengefasst sind Pflegekräfte für die Planung, Durchführung und Dokumentation verschiedener Pflegearbeiten zuständig. Bevor man sich für diesen Beruf entscheidet, sollte man sich darüber bewusst sein, dass es in der Pflegebranche häufig Nachtdienst und Schichten an Feiertagen als auch am Wochenende gibt.