Irren ist menschlich und ein Fehler ist schnell passiert. Menschen müssen am Tag eine überaus große Anzahl an Entscheidungen treffen. Bei vielen dieser Entscheidungen wird oftmals nicht sehr lange nachgedacht; sie werden aus Gewohnheit oder Intuition getroffen. So kann ein Fehler schon für eine einzelne Person unangenehme Konsequenzen haben. Aber erst recht in Bereichen, in denen viele Menschen für ein bestimmtes Ziel oder Ergebnis zusammenarbeiten, können Fehler großen Schaden anrichten. Dabei kann es sein, dass der ursprüngliche Fehler in seinem Ausmaß noch nicht einmal besonders groß war. Erst der Umgang mit dem Fehler bestimmt die Richtung, in der das Ereignis sich weiterentwickelt.
Es zeigt sich, ob der Fehler durch weitere Fehlentscheidungen in einer „Katastrophe“ münden oder ob Mithilfe einer guten „Fehlerkultur“ aus einem Schaden gelernt werden kann. Wird aus Fehlern gelernt, können die besten und richtigen Entscheidungs- und Verhaltensstrategien entwickelt werden für die Vermeidung weiterer Fehler oder für einen konstruktiven Umgang mit zukünftig möglicherweise auftretenden Fehlern.
Angst ist bei der Fehlervermeidung oftmals ein schlechter Berater
Ein gebranntes Kind scheut das Feuer. So ist nach einem aufgetretenen Fehler nicht selten der erste Impuls die konsequente Vermeidung der schadenauslösenden Handlung. Die Fehlerursache wird nicht näher analysiert, es wird einfach für die Zukunft beschlossen „die Finger besser davon zu lassen“. Mit dieser oftmals intuitiv getroffenen Fehlervermeidungsstrategie werden nur die Symptome bekämpft, ohne die Ursachen genauer zu kennen. Werden die Ursachen für den Fehler aber nicht weiter betrachtet und genau untersucht, dann birgt diese Fehlervermeidungsstrategie weiterhin einiges Risikopotenzial in sich, wie beispielsweise den Fehler aufgrund einer anderen oder vielleicht ähnlichen Entscheidung zu wiederholen. Möglicherweise gehen dann aber große Chancen oder wichtige Ressourcen verloren, wenn bestimmte Handlungen oder Entscheidungen aus Angst vor einem weiteren Fehler nicht weiter ausgeführt oder verfolgt werden.
Hat Angst vor einem ähnlichen oder weiteren Fehler als eine unbewusste oder bewusste Fehlervermeidungsstrategie eingeschlichen, sind oftmals Unsicherheit, ein „mulmiges“ Gefühl, Zögern und Zaudern bei weiteren Entscheidungen die Folge. Natürlich gibt es im Leben Situationen, in denen die wichtige Warnfunktion der Angst begründet ist und sie sogar das Leben retten kann, aber in den „normalen“ nicht-lebensgefährlichen Situationen kann sich Angst als Fehlervermeidungsstrategie als sehr großes Hemmnis für weitere Entwicklungen auswirken oder sogar auf vollständige Irrwege mit einem erneuten großen Fehlerpotenzial führen.
Eine gute Fehlerkultur führt zum konstruktiven Lernen aus Fehlern
Werden Fehler als wichtige Stationen oder Wegweiser auf dem Weg zu einem bestimmten Ziel oder Ergebnis angesehen, dann kann eine gute Fehlerkultur für den zukünftigen Umgang mit Fehlern entwickelt werden. Das Lernen aus Fehlern kann sich dann in einen konstruktiven Prozess wandeln, in dem „Fehler“ nicht nur vermieden werden können. Fehler können dann sogar zu einer stetigen Verbesserung und Entwicklung führen. Mithilfe von bestimmten Entscheidungsstrategien, die zum Vermeiden von Fehlern dienen oder aber den Umgang mit Fehlern lenken können, werden dann nicht selten die besten Lösungen gefunden.
Unterschiedliche Situationen bedürfen verschiedener Entscheidungsstrategien
Zu einer guten Fehlerkultur und den besten Entscheidungsstrategien gehört neben dem genauen Analysieren der Ausgangssituation auch die Anwendung von bestimmten an diese Situation angepassten Entscheidungsregeln. So ist ein Unterschied, ob eine Entscheidung allein oder in einem Team getroffen werden soll. Mögliche Fehler können mit verschiedenen Risikokalkülen und Wahrscheinlichkeiten ihres Eintretens bewertet werden. Verschiedene Entscheidungsstrategien, wie beispielsweise Entscheidungen unter Unsicherheit und Ähnliches, können dann die richtigen Entscheidungsinstrumente sein. Der zeitliche Horizont, innerhalb welcher Zeit eine Entscheidung getroffen werden muss, kann für die Anwendung bestimmter Entscheidungsstrategien ausschlaggebend sein. So kann es in einigen Bereichen wichtig sein, die „richtige“ Entscheidung innerhalb kürzester Zeit, vielleicht innerhalb nur weniger Sekunden, „intuitiv“ zu treffen.
Beruht diese Intuition dann auf großer Erfahrung und vielleicht Trainingseinheiten für schnelle Entscheidungen in bestimmten Situationen, kann das „intuitive“ Entscheiden zu einer vorab klar ausgearbeiteten Entscheidungsstrategie gehören. Bei mittel- und langfristigen gewährten Zeiträumen für das Treffen von Entscheidungen kann es wichtig sein, Entscheidungsstrategien aufzustellen, zu welchen Zeitpunkten die Entscheidung gefällt sein soll, damit es überhaupt dazu kommt und vielleicht nicht immer weiter hinausgezögert wird und Ähnliches. Wie eine gute Fehler- und Entscheidungskultur mithilfe der besten Entscheidungsstrategien für eine Person selbst oder für ein Team eingeführt werden kann, ist zum Beispiel in dem Buch von Elke M. Schüttelkopf – „Lernen aus Fehlern: Wie man aus Schaden klug wird“ sehr gut beschrieben.
Kurzes Fazit
Konstruktiver Umgang mit Fehlern und das Einführen einer guten Fehlerkultur können gelernt werden. Kleine oder auch größere „Katastrophen“ können durch das „Lernen aus Fehlern“ für zukünftige Entscheidungen vermieden werden. Werden Entscheidungsstrategien angewendet, die nicht „nur“ die Symptome von Fehlern vermeiden wollen, sondern in verschiedenen Situationen schon bei den möglichen Ursachen ansetzen, bergen Fehler sogar ein großes konstruktives Potenzial als mögliche Wegweiser für bessere Lösungen in sich. Aus Fehlern kann dann sogar ein „reicher“ Erfahrungsschatz entstehen. Dieser Erfahrungsschatz kann dann vielleicht sogar in Situationen „lebenswichtig“ werden, wenn Entscheidungen möglicherweise in Sekundenschnelle „aus dem Bauch“, also intuitiv, getroffen werden müssen.